Das tausendjährige Lenzen
Die älteste Stadt der Prignitz, Lenzen, liegt unmittelbar an der Löcknitz, einem Nebenfluß der Elbe, und unweit der Elbe (1 km ), im äußersten Nordwesten der Prignitz und damit auch der Mark Brandenburg. Die Stadt ist das Tor zu der herben, von niederdeutscher Architektur geprägten Lenzener Wische - eine kunstgeschichtliche Besonderheit in der Mark! Im Jahre 929 wurde die Burg Lenzen, die den Zugang zum Gebiet der Linonen, eines slawischen Stammes, deckte, erstmals urkundlich erwähnt, als sie von sächsischen Heerscharen unter Führung Markgraf Bernhards angegriffen und schließlich eingenommen wurde. Nach dem Wendenkreuzzug von 1147 wurde die Burg Mittelpunkt eines Prignitzer Landbezirkes, der zunächst zum ausgedehnten Herrschaftsbereich der Edlen Gans gehörte, dann aber (Anfang 13. Jh.) in den Besitz der brandenburgischen Markgrafen überging. Westlich von der Burg entstand um 1220 eine städtische Siedlung mit dem Kern um die Pfarrkirche St. Katharina, an die sich in westlicher Richtung die Altstadt anschließt. Der alte Stadtgrundriß beruht auf einem Zweistraßensystem, der später im Parallelsystem durch die Neustadtstraße im Norden der Stadt erweitert wurde. Von der alten Stadtbefestigung sind nur noch der backsteinerne ,,Stumpfe Turm" am Bergtor im Osten der Altstadt und geringe Mauerreste erhalten. An mittelalterlichen Gebäuden blieb außer der Burg mit ihrem mächtigen runden Bergfried aus Backstein nach den Zerstörungen im 30jährigen Krieg sowie mehreren verheerenden Stadtbränden (1627, 1629, 1638, 1646, 1652, 1703) allein die dreischiffige Hallenkirche vom Ende des 15. Jh. mit einem barocken Turm von 1724 erhalten. Gleichwohl hat sich die Stadt mit ihren vielen alten Fachwerkhäusern und verwinkelten Gassen ein durchaus mittelalterliches Gepräge bewahrt. Die Stadt wird bis heute fast ausnahmslos von zweigeschossigen, traufständigen Fachwerkhäuserzeilen geprägt, die überwiegend vom Ende des 18. Jh. und aus der ersten Hälfte des 19. Jh. herrühren. Nur wenige Häuser wurden im 19. ]h. im klassizistischen oder gründerzeitlichen Stil in der Altstadt neu gebaut. Das massive dreigeschossige Rathaus wurde 1713 erbaut und schließt den Marktplatz (sogen. Hauptwache) nach Norden hin ab. Das giebelständige Fachwerkhaus Seetorstraße 14 dürfte als einziges noch aus der Zeit vor dem Stadtbrand von 1703 stammen und wurde 1996/97 restauriert. Die bescheidenen Stadterweiterungen des 19. Jh. erfolgten entlang der Berliner und Hamburger Straße. 1872/74 erhielt Lenzen mit einem eigenen Bahnhof Anschluß an die Bahnlinie Wittenberge-Lüneburg. Mit der Verlegung des Hauptzollamtes von Lenzen nach Wittenberge um 1820 verlor die Stadt allerdings zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung. Heute ist sie durch ihre Lage direkt am Rudower See, der umsäumt von Wäldern sich über 4 km erstreckt, und mitten im Naturpark Brandenburgische Elbtalaue ein beliebter Urlaubsort.