News von Lenzen



10. Oktober 2001

 

Jahrhundertfund bei Ausgrabungen Burg Lenzen

 

Mit einem gläsernen Lift zurück in die Slawenzeit

 

Brandenburgisches Geschichtsbuch wird aufgeschlagen

 

Lenzen (Elbe). In der Baugrube für das künftige Gästehaus der Öko-Burg Lenzen ist ein Archäologenteam mit der Freilegung von Funden aus der Slawenzeit befasst. Sorgfältig werden Erdschichten fast nur zentimeterweise abgetragen die darunter liegenden Zeitzeugen früher Besiedlung des Gebietes um Lenzen gesichert und dokumentiert.

 

„Bei archäologischen Grabungen im Zuge des Ausbaus der Burg zum Europäischen Zentrum für Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformation wurden gut erhaltene Reste der slawischen Königsburg Lenzen freigelegt“, berichtet Tim Schwarzenberger, Projektleiter Burg Lenzen. Seiner Ansicht nach dürfte der Fund „überragende Bedeutung für die Geschichtsschreibung des Landes Brandenburg haben und international sehr interessant sein“. Bereits Jahre vor Beginn der großen Umbaumaßnahme war man bei Grabungen auf archäologische Funde gestoßen, so dass nun noch weitere zu erwarten waren. Diese erwiesen sich jetzt als überraschend umfangreich und gut erhalten.

 

Zunächst wurden ein Münzfund - 21 Hohlpfennige aus dem 13. Jahrhundert - sowie Reste des slawischen Burgwalls, von Bohlenwegen, Flechtzäunen und anderen Holzkonstruktionen freigelegt. Sie seien in mehr als zwei Metern Tiefe unter der Geländeoberkante wie in einem Hochmoor konserviert worden. Später drang man in eine Tiefe von mehr als vier Metern vor und fand die bebaute Innenfläche des slawischen Burgwalls. Es handelt sich dabei um dicht gedrängt aneinander liegende und vielfach miteinander verwobene zahlreiche Holzfunde. Es sind vornehmlich Überreste slawischer Häuser einschließlich der zugehörigen Wände und Feuerstellen. „Beeindruckend ist die Holzarbeit der damaligen Bewohner der Burg Lenzen“ , sagt Andreas Kurzhals, Geschäftsführer der mit den Ausgrabungen beauftragten Archäologischen Manufaktur mit Sitz in Wustermark und Berlin. „Wir können alle Häuser datieren, die jüngsten Daten liegen bei 1106.“ Der Wall stamme aus dem Jahr 982 und damit aus der Sachsenzeit. Die Sachsen hätten die Slawen aus der Burg vertrieben und in jenem Jahr den Wall in Befürchtung eines slawischen Angriffs verstärkt. 983 hatten die Slawen die Burg zurück erobert.

 

Ein ebenfalls spektakuläres Fundstück nach dem Münzschatz sei der Schild eines Kriegers aus Nadelholz. „Er ist funierartig gefertigt, leicht und bisher unvergleichlich zu anderen Schildfunden“, erklärt der Teamchef.

„Wir haben die Vorstellung, die Grabung noch eine Etage tiefer zu führen und zwischen Haupthaus der Burg und dem Gästehaus einen gläsernen Lift zu installieren, mit dem die Besucher unter dem Motto 'Mit dem Fahrstuhl in die Slawenzeit' bis auf die archäologische Ebene gelangen.“

 

(Quelle: Prignitz express)