Dresdner Neueste Nachrichten

Montag, 9. September 2002

 

Freistaat

 

will Musikschulförderung einstellen

 

Trägervereinsmodell des Schütz-Konservatorium akut bedroht

 

Dem Trägervereinsmodell des Dresdner Heinrich-Schütz-Konservatoriums droht die Auflösung. Das teilte Vorstandsvorsitzender Friedbert Groß gestern nach einer Beratung des Vorstandes mit. Grund ist die beim sächsischen Landesverband der Musikschulen eingegangene Ankündigung des Freistaates, die direkte Förderung der Musikschulen vom Jahresbeginn 2003 an einzustellen. Sie betrug zuletzt etwa 2,5 Mio. Euro und wurde vor allem in der Begabtenförderung wirksam. Indirekte Landesmittel sollen nur noch in geringem Umfang über die Kulturräume fließen. Eine solche ausschließliche Förderung über die Kulturräume war vor zwei Jahren bereits vom damaligen Finanzminister und heutigen Ministerpräsidenten Georg Milbradt angestrebt worden. Dazu kam es nach heftiger Diskussion nicht. Erst im vorigen Sommer ging dann aber die Musikschulförderung vom Kultus- auf das Wissenschafts- und Kunstministerium über.

 

Das Schütz-Konservatorium beruft sich auch auf ein Schreiben des SMWK vom 28. August, das die Kürzungsabsicht bestätigte. Daraus geht hervor, dass bereits im Kabinettsbeschluss vom 2. Juli zum Haushaltsentwurf 2003/04 eine Streichung dieser Mittel vorgesehen war. Darüber hat Kunstminister Matthias Rößler nicht informiert. Jetzt nach der ersten Lesung des Haushaltsentwurfes in der Vorwoche kann nur noch der Landtag darüber befinden.

 

Die vom Vereinsvorstand für das Dresdner Konservatorium angekündigten Folgen klingen jedenfalls bestürzend. Dem Finanzierungsmodell, das auf den Überleitungsverträgen bei der Privatisierung der ehemaligen Landesmusikschulen von 1995 beruhte, sei die Grundlage entzogen worden. Der Vorstand empfiehlt der Mitgliederversammlung daher die Auflösung des Vereins zum Jahresende. Zugleich solle die Geschäftsführung vorsorglich alle Beschäftigungsverhältnisse zum Jahresende kündigen. Der Vorstand wolle sich um ein neues Trägermodell bemühen, heißt es in der Mitteilung.

 

Über die Folgen für die weiteren 30 Musikschulen Sachsens war gestern noch nichts bekannt. Eine erste heftige Reaktion kam vom ehemals städtischen Dresdner Knabenchor, dessen Angliederung an das Konservatorium umstritten war und der seine Existenz nun erneut bedroht sieht.

Michael Bartsch