Die Stadt Lenzen
hat eine lange Geschichte. Im Jahre 929 gab es eine große Schlacht zwischen
Heinrich I. und den hier ansässigen Slawen. Durch den Sieg der Sachsen wurde
der christliche Glaube bereits im 10. Jahrhundert in unserer Stadt eingeführt.
Der Widerstand gegen das Christentum war noch viele Jahre sehr groß. So wurde am 7. Juni
1066 in unserer Kirche der slawische Fürst Gottschalk, der zum Christentum übergetreten war
und in Lenzen ein geistliches Stift gegründet hatte, von seinen heidnisch gebliebenen
Stammesgenossen erschlagen und der Priester Eppo den heidnischen Göttern auf dem Altar geopfert.
Diese Kirche damals war sicher viel kleiner als unsere heute
und wahrscheinlich aus Holz. Von ihr ist nichts erhalten
geblieben.
Die
Grundsteinlegung unserer heutigen Kirche geht zurück ins 14. Jahrhundert, sie
ist also über 600 Jahre alt. Aus dieser Zeit stammen Teile des in Ost- und Westrichtung
gebauten Langhauses mit seinen rückwärtigen Pfeilern und die zweiteiligen Fenster der Nordmauer.
Später wurden der Altarraum und die Nord- und Südportale angebaut. Die dreischiffige Kirche mit
Querschiff und Chor hat daher die Form eines Kreuzes.
Im Laufe der Jahrhunderte gab es verschiedene Bauphasen mit vielen Renovierungen und Umgestaltungen.
Zwei verheerende Stadtbrände (1646 und 1703) verschonten auch die Kirche nicht. Danach hat der Kirchturm
nicht nur seine Spitze, sondern, nachdem er 1751 eingefallen war und 1756 der Rest abgebrochen wurde,
auch ein Viertel seiner Höhe eingebüßt. Der 1757 fertiggestellte Südgiebel fiel nach 2 Tagen wieder ein
und ein 5-stöckiges Gerüst zum Bau der Kuppel wurde von einem Sturm umgeworfen und zerschlug das gesamte
Kirchendach.
Beeindruckend ist das Kreuzrippengewölbe. In drei Bögen sind alte Fresken erhalten geblieben,
die 1929 bei der letzten Renovierung freigelegt wurden. Im großen Bogen kann man ganz deutlich die
Geschichte von den klugen und törichten Jungfrauen erkennen (Matthäus 25).
Bis zum Ende des 16. Jh. hieß sie Nikolai-Kirche. Der Friedhof, der sich um die Kirche herum befand,
wurde aus Platzgründen ab 1757 nicht mehr belegt.
Wenn
Sie durch den Mittelgang nach vorne gehen, fällt Ihr Blick auf unser Taufbecken. Im Jahre 1486 wurde die Tauffünte von
Heinrich Grawert aus Braunschweig in Bronze gegossen. Die Taufe wird von vier
Katharinengestalten getragen. Katharina,
eine Heilige aus alter Zeit (dargestellt mit zerbrochenem Rad und Schwert)
steht auf einem Löwenkopf. Durch ihren Glauben hat sie das Böse überwunden. Wer
hier getauft wird, soll es ihr nachtun. In einer gotischen Arkadenreihe sind
Christus und seine Jünger dargestellt. Der
barocke Hochaltar ist aus dem Jahre 1652. Auf dem
großen Bild sehen wir Jesus mit seinen Jüngern bei Brot und Wein. So feiert die
christliche Gemeinde bis auf den heutigen Tag an diesem Altar das Abendmahl. Die
Chorfenster aus den Jahren 1934/37 zeigen die
wichtigsten Stationen im Leben Jesu: Geburt -Kreuzigung - Auferstehung. Die Restaurierung des Bleiglases
erfolgte 1997 im Rahmen der Städtebauförderung. Der
große dreißigarmige Kronleuchter im Renaissancestil aus dem Jahre 1656 ist mit echten Kerzen
versehen, bei feierlichen Anlässen erstrahlt er im Lichterglanz. Die
alten Grabsteine, die im Chor an den Wänden aufgestellt wurden, befinden sich
zur Zeit in einer Restaurierungswerkstatt. Nach einer Mauerwerkstrockenlegung
kommen sie wieder an ihren alten Platz. Die
Kanzel ist aus dem Jahre 1759. Eine hervorragende
Bildhauerarbeit in Sandstein und Hochrelief ist der Grabstein der Anna Götzen (gest. 1617).
Sie ist die Stifterin der "Brezelsalve", nach der anlässlich einer kirchlichen Feier Schüler und Lehrer mit
Brezeln und Schreibpapier beschenkt wurden.
Unsere
Orgel hatte am Anfang eine sehr wechselhafte
Geschichte. Im Jahre 1708 wurde sie von Arp Schnitger für die
St.-Georgen-Kirche von Hamburg gebaut. 1747 kaufte die Kirchengemeinde Lenzen
sie als gebrauchtes Werk. Nur für kurze Zeit konnten sich die Lenzener an
dieser Orgel erfreuen, denn im September 1751 stürzte der Kirchturm ein. Dieser
war durch den großen Stadtbrand 1703 beschädigt worden und scheinbar nur
notdürftig repariert. Viele Pfeifenreihen konnten aber noch gerettet werden.
1759 baute der Orgelbauer Gottlieb Scholtze aus Ruppin, ein Schüler von Joachim
Wagner, die Orgel wieder neu auf, in der er Pfeifen der Schnitger-Orgel
übernahm. "Singet und spielet dem Herrn" so steht es über dem
Spieltisch unserer Orgel und damit ist ihre Bestimmung vom Orgelbaumeister
Scholtze aus Ruppin festgelegt. Seitdem spielt sie in Gottesdiensten und
Orgelkonzerten zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen. Der barocke Klang
der Orgel ist leider im Laufe der Zeit verändert worden, durch eine
Restaurierung soll dieser Klangcharakter wieder neu geschaffen werden. Wenn die
zarten und kräftigen, charaktervollen Stimmen der Orgel erklingen, dann spürt
aber heute schon jeder Zuhörer: "Die Orgel ist ein Meisterwerk". Der
Kirchturm ist in seiner jetzigen Form aus dem Jahre 1760. Er ist 40 m
hoch. Neben der Uhr hat er drei Glocken (Glockenklang). Leider ist nur noch eine alte
Bronzeglocke (1705) erhalten geblieben, die beiden anderen mussten im 1.
Weltkrieg abgeliefert werden und wurden 1920 durch Stahlglocken ersetzt. Der
Turm wurde in den Jahren 1983-86 nach einem Schwammbefall saniert und mit einem
Kupferdach versehen. Mit
einer sich über dem Portal der Kirche befindlichen in Sandstein gemeißelten lateinischen
Inschrift wird der Besucher begrüßt und verabschiedet:
Gott
dem Allgütigen und Allmächtigen heilig!
Mach
Halt Wanderer, sieh dies Denkmal der Vergänglichkeit!
Kaum aus den Trümmern des schlimmen Brandes 1703 im Jahre 1724 wieder hergestellt, bin ich erneut am 28. September
1751 zusammengestürzt. Neun Jahre später habe ich mich in der Wende des Krieges unter Gottes gnädiger Hilfe und
der Behörde Fürsorge im Jahre 1760 wieder erhoben.
Gehe
hin Wanderer und lebe,
der Du noch vergänglicher bist als ich,
für die Ewigkeit!